Das Gefangenendilemma ist ein klassisches Spiel aus der Spieltheorie, das in vielen Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Anwendung findet. Es beschreibt eine Situation, in der zwei Gefangene sich entscheiden müssen, ob sie kooperieren oder sich gegenseitig verraten, ohne sich absprechen zu können. Die Entscheidungen haben direkte Auswirkungen auf die Strafen, die sie erhalten.

In diesem Szenario stehen zwei Gefangene, X und Y, vor der Entscheidung, zu schweigen oder den anderen zu verraten. Die möglichen Konsequenzen sind wie folgt: Wenn beide schweigen, erhalten sie beide eine Haftstrafe von einem Jahr. Wenn einer den anderen verrät, kommt der Verräter ohne Haftstrafe davon, während der Verratene eine Haftstrafe von zehn Jahren erhält. Wenn beide sich gegenseitig verraten, bekommen sie beide eine Haftstrafe von fünf Jahren.

Das Spiel wird tausendmal hintereinander wiederholt, wobei die Spieler auf die vorherige Entscheidung seines Gegners reagieren können. Um verschiedene Entscheidungsstrategien zu analysieren, wurden acht Taktiken angewendet und ausgewertet. Hierbei spielt jede Strategie gegen jede Strategie und dies eintausendmal hintereinander.

Die Taktiken:
Wie du mir, so ich dir (freundlich): Diese Taktik basiert auf dem Prinzip "Wie du mir, so ich dir" und beginnt ohne Verrat.

Wie du mir, so ich dir (unfreundlich): Diese Taktik ist ebenfalls nach dem Prinzip "Wie du mir, so ich dir" ausgerichtet, jedoch unfreundlich und beginnt mit Verrat.

Nachtragend: Diese Taktik ist nachtragend und wartet auf den ersten Verrat des Gegners. Er kooperiert solange bis der Gegner ihn verrät und verrät ihn danach dauerhaft.

Verrate immer: Diese Taktik besteht darin, immer zu verraten, unabhängig von der vorherigen Entscheidung des Gegners.

Kooperiere immer: Diese Taktik besteht darin, immer zu kooperieren, unabhängig von der vorherigen Entscheidung des Gegners.

Freundlich, Freundlich, Unfreundlich: Diese Taktik ist freundlich gestimmt und basiert auf einem wiederkehrenden Muster von den drei Entscheidungen "freundlich, freundlich, unfreundlich".

Unfreundlich, Unfreundlich, Freundlich: Diese Taktik ist unfreundlich gestimmt und basiert ebenfalls auf einem wiederkehrenden Muster von drei Entscheidungen.

Pavlov-Taktik: Die Pavlov-Taktik basiert darauf, bei wiederholter Kooperation die gleiche Aktion wie der Gegner zu wählen und bei Abweichung eine entgegengesetzte Aktion zu wählen.

Die Auswertung:
Hier sind die Siege (S), Unentschieden (U) und Niederlagen (N) sowie die Jahre der einzelnen Strategien:

Der Spielverlauf:

Das Ergebnis
Nach der Auswertung des Gefangenendilemmas unter verschiedenen Taktiken und Strategien können wir einige interessante Erkenntnisse gewinnen.

1. Die Taktik "Verrate immer" hat die meisten Siege (6) erzielt, aber auch die höchste Anzahl an Niederlagen (2). Dies zeigt, dass das konsequente Verraten des Mitspielers kurzfristig gesehen vorteilhaft sein kann, da man selbst keine Haftstrafe erhält. Langfristig betrachtet kann diese Strategie jedoch zu einem destruktiven Ergebnis führen, da beide Spieler immer wieder gegenseitig verraten und somit längere Haftstrafen in Kauf nehmen.

2. Die Taktik "Kooperiere immer" hat die meisten Niederlagen (4) erlitten, aber auch die höchste Anzahl an Unentschieden (3). Dies zeigt, dass bedingungsloses Kooperieren nicht immer die beste Option ist, da der Mitspieler die Möglichkeit hat, den anderen zu verraten und somit einen Vorteil zu erlangen. Allerdings kann diese Taktik in manchen Fällen zu einem Unentschieden führen, da beide Spieler kontinuierlich kooperieren und somit beide eine geringere Haftstrafe erhalten.

3. Die Taktik "Freundlich, Freundlich, Unfreundlich" hat die höchste Anzahl an Jahren in Haftstrafen (35.815) akkumuliert. Dies liegt daran, dass die Spieler anfangs freundlich kooperieren, aber nach einer bestimmten Anzahl von Runden zur Verratstaktik wechseln. Dadurch entsteht eine Spirale von Verrat und längeren Haftstrafen für beide Spieler.

4. Die Taktik "Nachtragend" hat die geringste Anzahl an Haftjahren (18.017) und zeigt eine gemischte Erfolgsbilanz im Gefangenendilemma. Mit insgesamt 3 Siegen und 3 Niederlagen hat die Strategie in bestimmten Situationen funktioniert, aber auch Grenzen aufgezeigt.

5. Die Pavlov-Taktik hat eine relativ ausgeglichene Bilanz mit 1 Sieg, 3 Unentschieden und 3 Niederlagen. Diese Strategie basiert darauf, dass der Spieler seine Entscheidung basierend auf der vorherigen Entscheidung des Gegners ändert. Es scheint jedoch, dass diese Taktik nicht besonders erfolgreich ist, da sie weder die meisten Siege noch die geringste Anzahl an Jahren in Haftstrafen erzielt hat.

Diese Auswertung zeigt, dass es keine eindeutig beste Taktik im Gefangenendilemma gibt. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Verhalten des Mitspielers, der Anzahl der Runden und der eigenen persönlichen Präferenz. Es ist wichtig, sowohl kurzfristige als auch langfristige Konsequenzen zu berücksichtigen und eine ausgewogene Strategie zu finden, die sowohl Kooperation als auch Vorsicht beinhaltet. In vielen Fällen kann eine kooperative Herangehensweise zu besseren Ergebnissen für beide Spieler führen, indem langfristige Gewinne und eine positive Interaktion aufgebaut werden.